Beuys, Kunst, Wirtschaft

(–; de)

Ich habe mich verklickt und dabei dieses Video mit Beuys wiedergefunden. Und gestaunt – wieder einmal – was für ein großer Meister er war.

„Durch die Kunst wird etwas in den Menschen hineingetragen, was ihn überhaupt lebensfähig macht (– für die physische Seite des Lebens.)“

Das sagt Beuys im Video.

Ich im Jahr 2014 und auch davor schon guck mir die Welt an und klick mich durchs Netz. Und da lese ich:

  • dass das Klima sich wandelt und weiter wandeln wird, menschengemacht,
  • dass wir die Erde schneller verbrauchen als sie sich wieder erholen kann und wir deswegen in den Krieg ziehen, Menschen auf vielerlei Arten sterben lassen, von anderem biologischen Leben auf dem Planeten ganz abzusehen,
  • dass Menschen sich über Burnout, Depression und Angst beschweren,
  • dass unter anderem angetrieben von der Umweltausbeutung Gesundheitsprobleme wie Asthma oder Vergiftungen durch Trinkwasser weltweit zunehmen, wir aber kaum etwas dagegen tun, stattdessen Einkommensunterschiede immer weiter steigen,
  • das Menschen weltweit ihre Wohnungen verlieren im Zuge globaler Finanzkrisen . . .

und ich lese, dass all das wegen unserer Wirtschaft bzw. wegen „unseres Wirtschaftssystems“ so ist. Und alles natürlich bekannt ist, es aber unterm Strich vernünftigen Menschen ganz und gar unmöglich erscheint (wohl erscheinen muss), daran etwas ändern zu können. Zu mächtig scheint der „Systemzwang“.

„Die aktuelle große Erzählung schreibt die kapitalistische Ökonomie. Diese imperiale Erzählung ist so eng mit unserem Alltag und unserer Denkweise verbunden, dass kaum jemand sie erkennt.“ 

Das hat neulich der Deutschlandfunk gesendet.

Im oben verlinkten Video sagt Beuys in Anlehnung an Goethe:

„Die Kunst ist eine Technik innerhalb zweier Welten. Sie hat sich auseinanderzusetzen mit der Stoffeswelt und der Welt, die außerhalb der Stoffeswelt ist, also mit der eigentlich geistigen Welt.“

Nimmt man diesen Goethesatz und schaut damit auf das Deutschlandfunkzitat, so scheint die geistige Welt gegenwärtig verkrustet, verkantet beziehungsweise stummgestellt oder lahmgelegt zu sein. Zumindest in Bezug auf das Wirtschaften, welches aber die größten Teile unseres gestaltenden Bezugs zur Welt ausmacht.

Etwas Reanimationsarbeit scheint angebracht.

Bitte

*

Nachgang

Wer das Video schon geklickt hat, dem empfehle ich, es jetzt noch ein zweites Mal anzuschauen. Und diesmal besonders auf diesen Satz zu achten:

„Eine Verlebendigung des Menschen direkt aus einem Raum heraus, den wir noch nicht kennen.“

Nachgang 2

Note to self: Für mich bleibt als Aufgabe, weiter zu suchen:

„Und es ist zu fragen, wo, an welchem Punkt entsteht die Imagination und wodurch entsteht sie.“

But i’ll get there.

 „Mit Open Source die Leute da abholen, wo sie sind.“

QUELLEN

(1) „Provokation – Lebenselement der Gesellschaft“. Diskussion vom 27.01.1970. Joseph Beuys Medien-Archiv, Auschnitt auf YouTube
(2) Deutschlandradio: Kritik am Ende – Das Ende der Kritik; vonWerner Köhne in ESSAY & DISKURS, Sendung vom 22.06.2014
(img) Bild: BeuysAchberg73, by Rainer Rappmann, CC-BY-SA