Open AllzweckMotor & Business Model
(–;de)
Ich stehe gerade in Kontakt mit Christof Mühe und Franz Junghans zwei Produktdesignstudenten der Bauhaus-Uni Weimar. Sie arbeiten derzeit an ihrem Bachelorprojekt namens „prepared to repair“. Es geht um Elektrogeräte und deren Lebensdauer: Wie kann die Reparierbarkeit eines Produktes hoch und das Produkt dennoch wirtschaftlich und zugleich ökologisch und sozial sein?
Vor ein paar Wochen haben wir uns getroffen und ein bisschen mit dem Open Source Gedanken dazu gespielt. Vorgestern kam eine Mail von Christof mit einer interessanten Idee und Frage:
CHRISTOF:
„… Franz und ich haben mittlerweile einige Ideen abstecken können. Bei einer gibt es für uns aber noch einen ungelösten, aber sehr wichtigen Knackpunkt. Vlt hast du eine Lösung dafür?!
Die Idee ist ein modulares Werkzeug. Du hast einen Universalelektromotor, auf den du verschiedene Aufsätze stecken kannst. Auch kannst du wählen zwischen Akku oder Netzteil und aus verschiedenen Griffen. Z.B. hast du dann einen Aufsatz zum Schrauben, einen zum Stichsägen, einen zum Schleifen usw. Alle Komponenten sind einfach zu öffnen und übersichtlich konstruiert. Außerdem sind alle Plastikteile mit 3D-Drucker nachdruckbar. Somit hält das Werkzeug nicht ewig, aber wenn mal was kaputt geht, kann man es super einfach reparieren. Der Knackpunkt: Warum könnte ein Unternehmen Interesse an so einem Produkt haben? Wie kann es so viel Geld einnehmen, dass es am Leben bleibt?
Vielleicht fällt Dir, dem Open Source-Ökonom, was ein?! Wir wären sehr dankbar.“
LARS:
„Hey Christof & Franz,
die Frage lautet doch: Wieso sollte ein Unternehmen kein Interesse daran haben?
Falls ich Dich richtig verstanden habe, ist der Kern dieser Elektromotor, der über eine Art offene Schnittstelle verfügt, an die man verschiedene Dinge anstecken kann, richtig?
Ich will den Motor verkaufen. Die Offenheit der Schnittstelle (und der ansteckbaren Teile) sichert die Kompatibilität, d.h. verschiedene andere Anbieter können dafür Teile entwickeln und auch zur Verfügung stellen (denkt an OpenStructures). Auf diese Weise kann ein reiches Ökosystem an Teilen entstehen, die auf diesen Motor zugreifen. Je reicher das Ökosystem desto wertvoller der Motor in seinem Kern. Jedes neue Plugin für WordPress macht WordPress besser und wertvoller. Jeder kreative Arduino-Benutzer macht Arduino reicher und vielschichtiger.
Das Kernprodukt bleibt der Motor. Der wird vernünftig hergestellt, gut dokumentiert und mit Eurer Marke versehen. Ihr könnt auch selbst Aufsteckteile dafür anbieten, aber vor allem eine Community öffnen, die das ebenfalls tun kann; und die im offenen Austausch einander zeigt, was sich mit dem Motor alles machen lässt: einen Strandbuggy fahren, eine Belüftungsanlage betreiben, einen Treppenlift installieren usw. Um so mehr Verwendungsmöglichkeiten den Leuten einfallen, desto besser lässt sich der Motor absetzen.
Aus dem Feedback bzw. den Entwicklungen könnt ihr auch lernen. ‚Was? Viele Leute machen damit X, und sie machen es auf die und die Weise, weil es so und so am besten funktioniert. Nehmen wir das doch auf und bringen das als optimierten Profiaufsatz heraus für die 99% plus von Menschen, die nicht gerne selbst bauen.’
Um so einfacher d.h. offener und auch leichter zu reparieren der Motor (und jeder Aufsatz) gestaltet ist, desto besser funktioniert dieses ganze Open Innovation-Geschehen.
Kurz: Die Offenheit des Motors bzw. der Schnittstelle kann ein Ökoystem und eine Vielseitigkeit des Motors erzeugen, die ihn wertvoller macht und die Nachfrage danach und damit seine Absatzchancen erhöht.
LG, L
(Ps. Ist eine schöne Idee!)“
* Danke Christof & Franz für die Erlaubnis, dieses Blogpost zu veröffentlichen
* * Wen die Idee interessiert und wer mehr darüber wissen oder selbst Ideen dazu unbedingt loswerden will; ihr könnt Franz und Christof auch direkt schreiben: chf (punkt) muehe (at) gmail (punkt) com
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